Stephan Wrobel, Freilassing/Obb.


Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Salzburger Raum zwischen 1166 und 1172 | Notizen/Grundlagen (Entwurf zum Artikel)

Meine Webseiten werden sich mittel- und langfristig mit heimatkundlichen und zeitgeschichtlichen Themen mit Bezug zu Örtlichkeiten und historischen Personen im Raum EuRegio Freilassing/Obb. - Salzburg - Lks. Berchtesgadener Land (BGL) - Traunstein beschäftigen (was gegenwärtig leider aus gesund­heitlichen Gründen stagniert). Diese Seite ist beispielsweise eine Vor­stufe einer solchen Arbeit.

Zur Themenvielfalt gehören die Aufenthalte des römisch-deutschen Königs und Kaisers Friedrich I. Barbarossa (ca. 1122-1190) in der Stadt Laufen an der Salzach (ein­maliger Hoftag 1166) und in Salzburghofen/Freilassing (1169), der auf­fälliger Bezug zum Stift St. Zeno (Bad Reichenhall) durch das durchaus noch immer rätsel­haft erscheinende Herrscherrelief "Fridericus" im Kreuz­gang des Klosters (ab 1170 oder vielleicht frühes 13. Jahrhundert) sowie seine Besuche Salzburgs (1170 und 1172).

Recherche- und Texttand 23.12.2022 | Hinzufügung 11.04.2024   


Vorläufige Übersicht

Kaiser Friedrich I. Barbarossas führt nördlich von Salzburghofen/Freilassing in Laufen an der Salzach gegen Salzburg ein in seiner Wirkung vernichtendes Fürstengericht (Hoftag) durch (1166)

Der verheerende Stadtbrand Salzburgs als Folge des zuvor durch den Kaiser verhängten umfassenden Banns, die Reichsacht (1167)

Friedrich Barbarossa zeigt kaiserliche Präsenz und Interesse am Wiederaufbau Salzburgs und lagert in Salzburghofen (Freilassing) in unmittelbarer Nähe der Stadt (1169)

Besuch Salzburgs (1170) und Hoftag in Salzburg (1172)

Kaiser Barbarossas Relief in St. Zeno – Deutungen (1170-)

Sein tragischer Tod (1190)

Getrennte Bestattung Barbarossas

Sein Fresko am Alten Rathaus Bad Reichenhall (1924)

Gespräch mit Professor Dr. Jörg Schwarz aus München

Endnoten




Kaiser Friedrich I. Barbarossas führt nördlich von Salzburghofen/Freilassing in Laufen an der Salzach gegen Salzburg ein in seiner Wirkung vernichtendes Fürstengericht (Hoftag) durch (1166)

Einmaliger Hoftag (Fürstengericht) Friedrich I. Barbarossas in der Stadt Laufen im Jahre 1166 (Werner Rösener).

Dabei soll der Kaiser im Schloss Laufen übernachtet haben (Q113-2).

Hödl, Günther (1974/75): "Im März 1166 begab sich der Kaiser in unmittelbare Nähe Salzburgs. Dort kam es dann zu dem schon eingangs erwähnten Hoftag [Gerichtsprozeß] in Laufen an der Salzach, wo am 29. März die Acht [Reichsacht, weltliche Ächtung (vgl. https://learnattack.de/schuelerlexikon/geschichte/reichsacht)] über Salzburg verkündet wurde. Ein letzter Versuch, den durch seinen Bruder, Herzog Heinrich von Österreich, vor dem Fürstengericht vertretenen Erzbischof zur Unterwerfung zu bewegen, war gescheitert. Nach dem Gerichtsurteil verfielen alle Salzburger Lehen, aber auch die Eigengüter des Kaisers, der sie sogleich als Lehen an treue Laien vergab. Die Klöster und Prälaten im Erzbistum traf die Reichsacht und die Exkommunikation durch Paschal [III., Gegenpapst]. [...] Der Kaiser ließ sich auf keinerlei Verhandlungen ein, sondern hielt den durch das Laufener Urteil [1166] geschaffenen Zustand aufrecht, ja er ging über die damaligen Maßnahmen hinaus und verwirklichte seine Absicht, das Erzstift [Salzburg] von sich aus zu verwalten. Diesem Vorhaben vermochte Adalbert [III., Erzbischof von Salzburg], den die Ministerialen aus verschiedenen Gründen im Stich ließen, vor allem aber, weil der neue Erzbischof ohne Nötigung kaiserliche Rechte verletzt hatte, nicht standzuhalten: Als der Kaiser im Spätsommer 1169 mit starkem, bewaffnetem Gefolge sein Lager bei Salzburghofen, also in nächster Nähe der Stadt, aufschlug, resignierte der böhmische Prinz das Bistum auf Rat Herzog Heinrichs von Österreich in die Hände Friedrich Barbarossas" (Hödl 1975).

Gesamthintergrund, Salzburg Synchronik (2005, S. 55):

1166 Auf einem Hoftag in Laufen a. d. Salzach läßt Friedrich Barbarossa über das Erzbistum Salzburg die Reichsacht verhängen, da EB [Erzbischof] Konrad II. an Papst Alexander III. festhält. Damit beginnt für Salzburg eine Zeit furchtbarer Verwüstungen und Zerstörungen.

1168–77 EB [Erzbischof] Adalbert II. [III.] königlicher Prinz v. Böhmen.

[Einschub "Stadt Salzburg"] 1167 Weil EB [Erzbischof] Konrad [II.] den kaiserlichen [Gegen-]Papst nicht anerkennt, wird im Auftrag von Kaiser Barbarossa durch die Grafen von Plain die Stadt niedergebrannt [sic]; sie bleibt danach noch lange ein Ruinenfeld. - Damals auch der Dom und 6 [sechs] Kirchen zerstört."

1169 Barbarossa hält in Salzburghofen (Freilassing) einen Hoftag ab, entzieht EB [Erzbischof] Adalbert II. [III.] die Herrschaft und nimmt das Erzstift Salzburg in die Verwaltung des Reiches.

1174 Barbarossa lässt in Regensburg EB [Erzbischof] Adalbert II. [III.] absetzen und an dessen Stelle Probst Heinrich von Berchtesgaden zum (Gegen-)Erzbischof von Salzburg wählen.

1177 Im Frieden von Venedig zwischen Barbarossa und [Papst] Alexander III. müssen Adalbert II. [III.] und Heinrich von Berchtesgaden auf Salzburg verzichten, mit dem Kardinal Konrad von Wittelsbach für den Verlust von Mainz entschädigt wird.

1177–83 EB [Erzbischof] Konrad III. v. Wittelsbach, 1. [erster] Kardinal von Salzburg.

1179 Die Erzbischöfe von Salzburg führen von da an den ihnen von Rom verliehenen Titel eines "Legaten des Heiligen Apostolischen Stuhles".

Wird fortgesetzt ...




Der verheerende Stadtbrand Salzburgs als Folge des zuvor durch den Kaiser verhängten umfassenden Banns, die Reichsacht (1167)

Die Romanschriftstellerin Anni Jungmann-Wilhelmi thematisiert die dramatischen Ereignisse und ihre Folgen für die Menschen im Salzburger Land in dem wuchtigen Historienroman Der Hallgraf. Im Banne Barbarossas – ein Kampf zwischen Kirche und Reich, der trotz historisch sächlicher Mängel und Fehler meiner Meinung nach dennoch eine lesenswerte und lehrreiche Lektüre darstellt* (Jungmann-Wilhelmi 2001).

* Auch wenn die Grafen von Plain unter den Exekutoren der Reichsacht gegen Salzburg waren, was der Kaiser damals in einem Brief dankend erwähnte, so geht die Brandschatzung Salzburgs vermutlich durch die Plainischen nicht auf einen unmittelbaren Befehl des Kaisers zurück. "Schon die Zeitgenossen waren im Zweifel, ob es sich dabei um einen Gewaltakt oder um einen bloßen Unfall handelte", heißt es (Hödl 1974, Fn. 4). Die (falsche) Lesart, "im Auftrag von Kaiser Barbarossa [sei] durch die Grafen von Plain die Stadt niedergebrannt" worden, siehe zum Beispiel oben Salzburg Synchronik (2005, S. 55), ist in der Literatur anzutreffen, und der folgt die Schriftstellerin in ihrem Roman.

Laut Ursula Weitgasser habe Friedrich Barbarossa "kaiserliche Autorität [...] durch physische Präsenz im Salzburger Raum" zu vermitteln gesucht. Und es sei "bekannt, dass Barbarossa den Wiederaufbau Salzburgs unterstützt" habe. "Anlässlich seiner Aufenthalte machte er sich regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg".

Auseinandersetzungen des Kaisers Friedrich Barbarossa mit Papst Alexander III. in den Jahren nach 1159 sahen die Salzburger Erzbischöfe als Anführer der päpstlichen Partei im Reich; so konnte es nicht verwundern, dass auch die Stadt in den Krieg hineingezogen wurde. 1166 verhängte Barbarossa die Reichsacht über Salzburg und als deren selbsternannte Vollstrecker fühlten sich die benachbarten Graf von Plain bemüßigt, in der Nacht zum 5. April 1167 die ganze Stadt in Brand zu stecken. Neben diversen Wohnhäusern fielen auch der Dom samt seinen Klöstern und fünf Kirchen – darunter die Marienkirche – dem Brand zum Opfer. Während die zerstörte Michaelskirche bereits 1168 neu geweiht wurde und 1181 der Bau des neuen romanischen Doms begann, musste die Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau zunächst hintanstehen.

Nachdem 1167 Salzburg abgebrannt war, zeigte sich die Macht der Erzbischöfe spürbar geschwächt. Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der damals die weltliche Regierung in Salzburg selbst übernahm, verstärkte den Einfluss des Reiches im bis dahin zunehmend autark werkelnden Salzburger Fürstentum, das sich bis dahin auch papstfreundlich gegeben hatte. Die erneuerte kaiserliche Macht manifestierte Barbarossa durch die Um- und Neugestaltung der alten Pfalz der Bayernherzöge – nunmehr als Kaiserpfalz. Die Stadt wurde ebenso wie das Erzstift der Verwaltung des Reiches unterstellt. Im Zusammenhang mit dem Pfalzbau müssen süddeutsche Steinmetze in Salzburg gewesen sein, denn Barbarossas Bauprogramm war die gesamte Regierungszeit hinweg dezidiert seinen politischen Intentionen verpflichtet. Dem entsprach, dass die romanische Baukunst des Staufers sich zuallererst im Profanen manifestierte: Innerdeutsche Konflikte und die Auseinandersetzungen mit den lombardischen Städten bedingten zuvorderst den (Aus-)Bau von Städten, Stadtbefestigungen, Pfalzen und Burgen; insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Beispiele romanischer Werkkunst aus der Stauferzeit selten erhalten sind. Es ist bekannt, dass Barbarossa den Wiederaufbau Salzburgs unterstützt hat. Die ursprünglich zur Pfalz gehörige Michaelskirche wurde umgehend wiederhergestellt und bereits 1168 neu geweiht. Vielleicht hat er gehofft, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfalz befindliche Kirche unter seinem Einfluss halten und mit wiedererlangtem Pfarrrecht gegen die Erzbischöfe in Stellung bringen zu können. Dass er das Bürgertum als korrigierendes Moment zur erzbischöflichen Stadtherrschaft zu etablieren suchte, entsprach seinem Politikstil; hierzu würde auch passen, wenn er die schnelle Wiederherstellung der Marienkirche beförderte, die als Lieblingskirche der Stadtbürger galt.

Kaiserliche Autorität vermittelte Barbarossa auch durch physische Präsenz im Salzburger Raum: 1169 hält er sich in Salzburghofen auf, im Februar 1170 kommt er persönlich nach Salzburg, ebenso 1172, als er hier einen Hoftag abhält. 1174 sorgt er für die Absetzung des renitenten Erzbischofs Adalbert III., seines eigenen Neffen. Anlässlich seiner Aufenthalte machte er sich regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg. Von der Anwesenheit des Kaisers und seiner Bauleute in diesem Landstrich zeugt im Übrigen auch ein Bildnis Barbarossas im Kreuzgang von St. Zeno in Bad Reichenhall – darauf wird später noch zurückzukommen sein (Ursula Weitgasser, Wien, Diplomarbeit 2012).

Wird fortgesetzt ...




Friedrich Barbarossa zeigt kaiserliche Präsenz und lagert in Salzburghofen (Freilassing) in unmittelbarer Nähe der Stadt Salzburg (1169).

Der Aufenthalt Kaisers Barbarossa in Salzburghofen, heute ein Teil Freilassings, sollte auf Grund der Quellen unbestritten sein, wie unten gezeigt wird. Auch wenn in der Wikipedia-Auflistung "Hof- und Reichstage der Staufer und Welfen (1137–1254)" Salzburghofen/Freilassing nicht (noch Laufen und Salzburg) als Ort oder Treffpunkt für einen Hoftag Kaiser Barbarossas gelistet wird.

"Als der Kaiser im Spätsommer 1169 mit starkem, bewaffnetem Gefolge sein Lager bei Salzburghofen, also in nächster Nähe der Stadt, aufschlug, resignierte der böhmische Prinz das Bistum auf Rat Herzog Heinrichs von Österreich in die Hände Friedrich Barbarossas" (Hödl 1975).

Nach dem Tod Erzbischofs Konrad II. (1168) wurde Adalbert von Böhmen zum Nachfolger in Salzburg gewählt, doch konnte er, wie Historiker Franz Pagitz bemerkt, "ebensowenig wie sein Vorgänger die Anerkennung von Barbarossa erlangen". "Er erschien zwar am 8. Juni 1169 am Hoftag zu Bamberg, in der Hoffnung auf die Belehnung mit den Regalien [Hoheitsrechten], die jedoch nicht erfolgte. Anfang August [1169] schlug Kaiser Friedrich I. zu Salzburghofen das Hoflager auf, um von hier aus, unmittelbar vor der Stadt Salzburg, den Widerstand im Erzstift zu brechen. Der Erwählte Adalbert mußte, gezwungen von der Dienstmannschaft und im Einverständnis des Klerus, auf das Erzstift verzichten, und das salzburgische Kirchengut stand seither unter kaiserlicher Verwaltung" (Franz Pagitz, 1975).

Auf dieser historischen Grundlage hält die Salzburg Synchronik (Brettenthaler 2005, S. 55) fest:

1169 Barbarossa hält in Salzburghofen (Freilassing) einen Hoftag ab, entzieht EB [Erzbischof] Adalbert II. [III.] die Herrschaft und nimmt das Erzstift Salzburg in die Verwaltung des Reiches.

Laut Ursula Weitgasser habe Friedrich Barbarossa "kaiserliche Autorität [...] durch physische Präsenz im Salzburger Raum" zu vermitteln gesucht. Er habe "den Wiederaufbau Salzburgs unterstützt" und sich "anlässlich seiner Aufenthalte [...] regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg" gemacht. Sie setzt die Aufenthalte Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Salzburger Raum bis 1172 in einen gemeinsamen historischen Zusammenhang, wenn sie feststellt (Zitat wie unten):

Kaiserliche Autorität vermittelte Barbarossa auch durch physische Präsenz im Salzburger Raum: 1169 hält er sich in Salzburghofen auf, im Februar 1170 kommt er persönlich nach Salzburg, ebenso 1172, als er hier einen Hoftag abhält. 1174 sorgt er für die Absetzung des renitenten Erzbischofs Adalbert III., seines eigenen Neffen. Anlässlich seiner Aufenthalte machte er sich regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg. Von der Anwesenheit des Kaisers und seiner Bauleute in diesem Landstrich zeugt im Übrigen auch ein Bildnis Barbarossas im Kreuzgang von St. Zeno in Bad Reichenhall – darauf wird später noch zurückzukommen sein (Ursula Weitgasser, Wien, Diplomarbeit 2012).

Wird fortgesetzt ...




Kaiser Barbarossas Relief in St. Zeno (1170-) – Deutungen

Das Relief Friedrich I. Barbarossas im Kreuzgang des Klosters St. Zeno in Bad Reichenhall (1910 eingemeindet), ist ein seltenes authentisches Abbild des Kaisers, was heute als gesichert gilt (Jörg Schwarz, München).

Das historische Relief datiert ab 1170 (oder vielleicht ins frühe 13. Jahrhundert) und könnte in einem zeitlichen Zusammenhang mit den Aufenthalten des Kaiseres im Salzburger Land, dem jahrelangen Konflikt zwischen ihm und Papst Alexander III. sowie der Einsetzung eines "rechtmäßigen" Erzbischofs für Salzburg stehen.

Bei der Interpretation und Deutung sowie den Hintergründen der Errichtung und Plazierung des mittelalterlichen Steindenkmals des römisch-deutschen Kaisers in St. Zeno setzen Historiker durchaus verschiedene Akzente und Schwerpunkte oder eine Kombination davon.

– Das Portrait zeige Friedrich Barbarossa in erster Linie als "Schutzherrn von St. Zeno" (Knut Görich, München)

– Im Februar 1170 beurkundete Zuwendungen und Schenkungen Friedrich Barbarossas an das Stift St. Zeno unterstreichen die Deutung des Reliefs als "Stifterbild" (Johannes Lang, Bad Reichenhall).

– Während des damaligen langjährigen Streits des deutschen Kaisers Barbarossa mit dem Oberhaupt der römischen Kirche Papst Alexander III. (um 1100 bis 1181) kam es zu einer Konfrontation mit dem Salzburger Erzbischof Adalbert II. [III.], der zum Papst hielt, von diesem das Amtsabzeichen (Pallium) erhielt, jedoch ohne Zustimmung Kaiser Barbarossas regierte. Die Verhängung der Reichsacht über das Erzbistum Salzburg durch den Kaiser 1166 in Laufen hatte schwere tragische Folgen für die Stadt Salzburg, wie oben erwähnt ("furchtbare Verwüstungen und Zerstörungen", Salzburg Synchronik), wobei im Gesamtzusammenhang dieses Beitrags zu beachten ist, dass die Stadt Salzburg gebietsmäßig in Nachbarschaft zu St. Zeno, zum heutigen Bad Reichenhall und Berchtesgaden liegt. Dieser historische Kontext und Schutzbedarf der Orte angesichts der Nähe von Salzburg kann als ein Schlüssel zum Verständnis der damaligen Vorgänge insgesamt und insbesondere für die Bedeutung des Barbarossa-Reliefs in St. Zeno herangezogen werden (Jörg Schwarz, München).

"Im Kreuzgang befindet sich das bekannte romanische Relief für Friedrich I. Barbarossa ("Fridericus IMP" = Imperator). Der Kaiser gilt als Schutzherr und Wohltäter des Klosters. Seitlich davon ein Relief mit der Fabel vom Wolf und dem Kranich des altgriechischen Dichters Äsop" (Andreas Hirsch, Bad Reichenhall).

Gründe für den Aufenthalt des Kaisers im Salzburger Land, was für die Deutung seines Reliefs in St. Zeno ebenfalls relevant sein kann, sei gewesen, "kaiserliche Autorität [...] durch physische Präsenz im Salzburger Raum" zu vermitteln, so Ursula Weitgasser. Es sei "bekannt, dass Barbarossa den Wiederaufbau Salzburgs unterstützt" (siehe ausführlicher oben) habe. "Anlässlich seiner Aufenthalte machte er sich regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg."

Kaiserliche Autorität vermittelte Barbarossa auch durch physische Präsenz im Salzburger Raum: 1169 hält er sich in Salzburghofen auf, im Februar 1170 kommt er persönlich nach Salzburg, ebenso 1172, als er hier einen Hoftag abhält. 1174 sorgt er für die Absetzung des renitenten Erzbischofs Adalbert III., seines eigenen Neffen. Anlässlich seiner Aufenthalte machte er sich regelmäßig ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten in Salzburg. Von der Anwesenheit des Kaisers und seiner Bauleute in diesem Landstrich zeugt im Übrigen auch ein Bildnis Barbarossas im Kreuzgang von St. Zeno in Bad Reichenhall – darauf wird später noch zurückzukommen sein (Ursula Weitgasser, Wien, Diplomarbeit 2012).

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Besuch Salzburgs (1170) und Hoftag in Salzburg (1172)

"Zweimal hielt sich Kaiser Friedrich I. in Salzburg auf, 1170 und 1172. Sein zweiter Aufenthalt ging als ein glänzender Hoftag, als curia valde celebris in civitate Salzburgensi, in die Geschichte ein. Es erhebt sich die Frage, meinte der Chronist mit civitas die 'Bischofsburg' oder die Pfalz, die im baulichen Zusammenhang mit der Michaelskirche stand und die in späterer Zeit so gründlich zerstört werden sollte, daß ihre spärlichen Reste im Romanischen Keller (Haus Waagplatz Nr. 4) unerkannt Jahrhunderte überdauert haben. Was zur Bischofsburg gehörte, vernichtete der Brand in der Aprilnacht des Jahres 1167; sicherlich wurde auch die curia, der erzbischöfliche Hof, ein Raub der Flammen. Es scheint sehr unwahrscheinlich, daß die Pfalz keinen Schaden erlitten hätte, das Gegenteil war der Fall" (Franz Pagitz, 1975 [zu den Kapitellen, eine andere Deutung durch Wilfried Schaber, 1999]).

"Im Februar 1170 erschien der Kaiser wieder auf salzburgischem Gebiet; aus der Schenkungsurkunde an das Kloster St. Zeno in Reichenhall geht hervor, daß sich in seinem Gefolge Pfalzgraf Otto von Bayern, Burggraf Meingoz von Salzburg, Kuno von Werfen und andere Dienstleute, jedoch keine Kleriker befanden. Diesmal zog der Kaiser in die Stadt ein, um von hier aus seinen Umritt durch die salzburgischen Besitzungen bis in das ferne Leibnitz zu beginnen. Am 19. März verhandelte er mit den Prälaten in Leibnitz; anwesend waren Bischof Heinrich II. von Gurk und der Erwählte Heinrich von Brixen. Doch konnte auch diesmal zwischen dem Kaiser und dem Klerus wegen der Besetzung des erzbischöflichen Stuhles keine Einigung erzielt werden.

Doch Barbarossa hielt sich 1172 ein zweites Mal in Salzburg auf. Am Sonntag Exurge, den 16. Februar, hielt er hier einen glänzenden Hoftag ab, der auch durch die Anwesenheit der Suffragane von Regensburg, Brixen und Gurk an Bedeutung gewann. Die Bischöfe traten für die Belange des Erzstiftes ein. Die Entscheidung fiel erst vier Jahre später am Hoftag zu Regensburg, Propst Heinrich von Berchtesgaden wurde zum Erzbischof ernannt" (Franz Pagitz, 1975).

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Sein tragischer Tod (1190)

Kaiser Friedrich I. Barbarossa starb am 10. Juni 1190 vermutlich durch Ertrinken beim Überqueren oder Baden bzw. Erfrischen im Fluss Saleph (türk. Göksu, unweit Silifke) in der heutigen Türkei (Q174).

In der Schlucht des Saleph steht ein Gedenkstein, der an den tragischen Tod des Kaisers erinnert (Foto, Jörg Schwarz, München).

Helge Hesse schließt seine Barbarossa-Kurzbiographie (2011) wie folgt: "Auf dem Höhepunkt der Macht zieht der bald 70-jährige Friedrich 1189 im Dritten Kreuzzug gegen Sultan Saladin. Nach dem Sieg in der Schlacht bei Ikonion nimmt er in der Sommerhitze ein Bad im Fluss Saleph und ertrinkt. Im Zuge der Aufklärung und des erwachsenden Nationalbewusstseins wird Barbarossa später zum Mythos eines Idealkaisers verklärt, der das Reich eint und die weltliche gegen die kirchliche Macht behauptet."

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Getrennte Bestattung Barbarossas

Als Kaiser Friedrich I. während des Dritten Kreuzzugs am 10. Juni 1190 im Fluss Saleph nahe Seleucia (Kilikien) ums Leben kam, wurde der kaiserliche Leichnam der damals für bedeutende Persönlichkeiten üblichen "getrennten Bestattung" (Leichenkonservierung aus Memorial- und praktischen Gründen) unterworfen. "Sein Herz und seine Eingeweide wurden in Tarsos beigesetzt, sein Fleisch Anfang Juli in der Peterskirche von Antiochia, während die Knochen von seinem Sohn Friedrich VI. von Schwaben mindestens bis Tyrus mitgeführt wurden, wohl um sie in Jerusalem zu bestatten" (Wikipedia; Görich, Staufer, 2006).

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Sein Fresko am Alten Rathaus Bad Reichenhall (1924)

Foto © Stephan Wrobel

Der Kommentar des Bad Reichenhaller Bürgermeisters Fritz Söllner zu den Fresken am Rathaus Bad Reichenhall gilt heute, zumindest teilweise, als fragwürdig, wenn er 1924 feststellte: "Reichenhall erhielt unter Friedrich Barbarossa die Stadtrechte 1158" (Heimatblätter), zumal "ein Datum einer Verleihung der Stadtrechte nicht bekannt ist und der Kaiser nicht damit in Verbindung zu bringen ist" (Andreas Hirsch, badreichenhallwiki).

Wenngleich Details seiner Äußerungen zu Kaiser Barbarossa nach heutigem Wissenstand nicht haltbar sind, ist die Rede des Bürgermeisters von 1924 zumindest in diesem Zusammenhang beachtenswert:

"Die Umstellung zwischen Karl dem Großen und Rupertus erfolgte, um in die Mitte der Rathaus­fassade als Haupt­figuren den Vertreter der höchsten geist­lichen Macht und den Vertreter der höchsten welt­lichen Macht zu bringen, nämlich Kaiser Fried­rich I. Barbarossa (1152-1190). Reichenhall erhielt unter Friedrich Barbarossa die Stadtrechte 1158 [sic, s. oben]. Auch das Kloster St. Zeno, das nebst der heutigen Kirche unter Bischof Konrad I. von Salzburg 1140 [um 1150] erbaut wurde, be­gnadete der Kaiser mit hohen Privilegien. In den weiten Hallen des Klosters hat Barbarossa gastlich verkehrt. Im Kreuzgang des Klosters von St. Zeno ist ein Relief mit der Inschrift 'Fridericus imperator'. Nach diesem uralten Bild hat der Künstler [Josef Hengge, unterstützt durch seinen Meister, den Maler Professor Franz von Stuck und den Präsidenten der Akademie, Geheimrat Dr. Bestelmeyer] den Kaiser am Rathaus dargestellt" (Heimatblätter, 1924).

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Gespräch mit Professor Dr. Jörg Schwarz aus München

Am 2. April 2019 schrieb ich auf meinem Castellio-Facebook-Profil, inzwischen aktualisiert, folgende Beschreibung zu einem Foto:

Professor Dr. Jörg Schwarz aus München referiert über Kaiser Barbarossa im Salzburger Land, Rathaussaal Freilassing, 2.04.2019.
Foto © Stephan Wrobel

"Updated 11.04.2024. Über Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152 – 1190) und das Salzburger Land. Blumen von Pro­fessor Dr. Jörg Schwarz, Referent aus München, für Marlies Dorfer (Foto), die die Veran­staltung organisiert hatte. Und ein Präsent für Erika Kloss, die sich aufopfe­rungsvoll als Leiterin um die TAFEL Freilassing kümmert. Und darum ging es bei der Bene­fiz­veranstaltung, um Spenden zugunsten hilfe­be­dürftiger Menschen unter uns. Pro­fessor Schwarz sprach engagiert und kompetent über das starke Wirken des Staufer- und Welfen-Kaisers zu dessen Zeit im Mittelalter in unserer Gegend und weiter südlich in Italien. Und da Kaiser Friedrich I. Barbarossa bereits auch meinen Forscherdrang als His­toriker über seine Bedeutung für die Orts­geschichte Frei­lassings geweckt hatte, kam es zu einem kurzen Aus¡tausch mit dem Ziel, vielleicht gemeinsam an einem Projekt [Referat in Freilassing] über Barbarossa zu arbeiten. Schaun mer mal, es würde mich freuen, wie es die Zeit erlaubt. Denn Bar­barossa hielt 1166 in der Stadt Laufen an der Salzach, nicht weit von Freilassing, einen ein­maligen Hoftag ab und ver­hängte dort über Salz­burg die Reichs­acht, eine schicksals­schwere Ent­scheidung, die in der Folge of­fenbar unab­sichtlich zur Einäscherung der Stadt Salzburg führte und viel Leid über die Bewohner brachte (später über­wachte der Kaiser persönlich Wiederauf­bau­arbeiten in Salz­burg). 1169, vor 850 Jahren, lagerte der Kaiser dann mit seinem Heer in Salz­burghofen-Freilassing, quasi vor den Toren Salzburgs. Er übernahm [d.h. entriß gewaltsam zuvor] als römisch-deutscher Kaiser die weltliche Macht vom dortigen Fürst­erzbischof. Zu den Ereignissen recher­chiere ich seit einiger Zeit. Denn das alles hat für uns heute und für die über 1000-jährige Orts­geschichte Freilassings und für Bad Reichenhall (St. Zeno, wo ein authen­tisches Relief­portrait Barbarossas, datiert ab 1170, existiert) jedenfalls Be­deutung. Vor den Erfolg haben die Götter aber den Schweiß gesetzt. Mehr da­rüber, siehe https://www.stephan-wrobel.de/ortsgeschichte/artikel/kaiser-barbarossa/notizen-kaiser-barbarossa.htm. Rechts: Brigitte Janoschka bei der Arbeit, foto­grafiert und schreibt für die Presse. Rat­haus­saal Freilassing (2.04.2019, 18:11 Uhr)." Link zu dem Facebook-Post, hier (öffentlich geschaltet) ...



Endnoten

Die Endnoten mit vollständigen Quellenangaben sind gegenwärtig offline und werden dem geplanten Artikel hinzugefügt.




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