Notizblog & Ortsgeschichte | Anmerkungen

zu Ottmar Schuberth (Autor)

Quelle

Ottmar Schuberth: Die schönsten Bauernhöfe Oberbayerns. Mit Fotos von Karin Ensmann, Erika Groth-Schmachtenberger, Irmgard Wiehl und anderen. München 1999.

Aus dem Inhalt/Zitate

"Die schönsten der heute, zu Beginn der achtziger Jahre noch vorhandenen, bewohnten und im Gebrauch befindlichen Bauernhäuser Oberbayerns vorzustellen, ist die Absicht dieses Buches. [...] So soll dieses Buch nicht nur zeigen, wie schön und malerisch die alte Bauernhöfe bei uns einstmals waren, sondern auch, wie man durchaus noch heute ohne Einbüßen an Lebensqualität in solch einem Haus wohnen kann. [...] Sein Entstehen verdankt dieses Buch letztlich einer Anregung von Herrn Dr. Volker Liedke, Konservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der gelegentlich einer gemeinsamen Dienstfahrt spontan den Gedanken äußerte, die schönsten noch erhaltenen Bauernhöfe unseres Gebietes in einem Buch vorzustellen, um auf diesem Weg auf ihren Wert hinzuweisen und vielleicht einen Beitrag zu ihrer Erhaltung zu leisten" (Schuberth, Seite 9).

"'Die Bauernhäuser des südlichen Hochlandes von Bayern sind die zweckmäßigsten in Europa, und es ist ein Glück, daß bis jetzt kein arroganter Architekt daran gemodelt hat, und daß die Landleute selbst diese ihre Gebäude durch Zimmerleute und Maurer des flachen Landes aufführen lassen und beim Bau selbst Hand anlegen.' CARL FRIEDRICH VON WIEBEKING, 1762–1842" (Schuberth, Zitat, Seite 8).

"Der Begriff der Schönheit eines Hauses erschöpft sich nicht etwa in seiner schönen Lüftlmalerei oder im attraktiven Blumenschmuck an seinen Fenstern und Balkonen oder an sonstigen Details, sondern liegt tiefer, fußt auf der guten Proportion der einzelnen Teile zueinander und auf der Echtheit des Bauwerkes zu seiner Entstehungszeit und auf vielerlei solcher innerer Beziehungen, die erst insgesamt die wohltuende Harmonie schaffen, die einen Bau echt und im tieferen Sinne schön erscheinen lassen, auch wenn er noch so einfach und bescheiden ist" (Schuberth, Seite 14).

"Diese gestandene Harmonie in der Bauernstube strahlt eine Ruhe aus, die jeden berührt, der sich noch einigermaßen ein natürliches G'spür erhalten konnte. Wichtig für dieses Gefühl ist auch der Rhytmus der relativ kleinen Fenster mit ihren tiefen Laibungen und den starken Mauerpfeilen dazwischen. Man kann nicht ungestraft mehrere davon zu einem großen Fenster zusammenfassen, wie dies leider allzuoft bei Neubauten und Umbauten versucht wird. Ein derart großes, meist noch dazu sprossenloses Fenster - Aussichtsfenster, womöglich noch mit Blick auf den Misthaufen - entspricht einem modischen, urbanen Baukonzept und hat in einem Bauernhof nichts zu suchen. Der Charakter der Bauernstube ist damit in jedem Fall zertört" (Schuberth, Seite 32).

"Der Bauer baute sein Haus nach den Bedürfnissen seiner Arbeit und aufgrund praktischer Erfahrungen mehrerer Generationen. Diese langanhaltende, gleichmäßige Evolution führte aber zur Ausprägung eines untrüglichen und sicheren ästhetischen Empfindens. Dieses gewachsene Empfinden, dieses Gefühl für Maßstab, Proportion und Farbe, das auch für die hohe Kunst maßgebend war, hatte gleichermaßen das einfache Volk durchdrungen. Nur so sind die Leistungen im schlichten Hausbau und in der Volkskunst zu erklären. All dies können wir Heutige nur mit Bewunderung zur Kenntnis nehmen. Selbst die Stelle, an der der Bauer einen Baum pflanzte, als Wetterschutz oder zum Obstanbau, scheint überlegt und keineswegs zufällig" (Schuberth, Seite 73).

"Beachtliche Leistungen hoher Zimmermannskunst zeigen meist die Balkongeländer, die von der ganz schlichten, geschlossenen Form über halboffene (mit unterem Querfries und darübersitzenden kleinen, gedrechselten Balustern) bis zum weit offenen Geländer führen. Ihre fast filigran ausgesägten Bretter oder stark profilierten gedrechselten Baluster stehen oft sehr weit auseinander, was zwar einen leichten Eindruck vermittelt, heutigen Bauvorschriften aber nicht mehr genügt. Gerade am Brüstungsgeländer der Labn zeigt sich der Wohlstand des Bauern und der ganze Einfallsreichtum des Zimmermanns. Ähnliches lässt sich von den Pfettenköpfen feststellen, die oft in reichen Profilen ausgeschnitten oder auch geschnitzt sind. Dabei ist ein häufiges der einfache und züngelnde Drachenkopf. Auch die Wind- und Stirnbretter am Giebel und nicht zuletzt auch die ausgesägten Lüftungsöffnungen in den Tennenwänden sind vielfältig. Ihre beleibten und oft wiederkehrenden Motive sind Kelch, IHS und Kreuz sowie Monogramme des Bauern und der Bäuerin mit der Jahreszahl. Ebenso ist die Untersicht des weit vorstehenden Giebeldaches häufig individuell gestaltet. Die großen Felder besonders bei den weit überstehenden Dächern des östlichen Oberbayerns sind oft mit rautenförmig verlegten Brettern gefüllt. Die Wirkung wurde mitunter auch noch durch farbige Fassung gesteigert. [S. 146] Vorne am Fürst sitzt manchmal direkt hinter dem Windbrett ein ausgesägte Kreuz und weiter hinten, womöglich über der Küche, das Glockentürmchen, desse Glocke zu Mittag geläutet wird, um die Leute vom Feld zum Essen heimzurufen" (Schuberth, Seite 142, 146).